Unsere Teichwirte und Teichwirtinnen
Über Karpfen, Forelle und den Erhalt eines einzigartigen Teichgebietes.
Was wäre die Metropolregion Nürnberg ohne ihre Teichgebiete? Zumindest in den Monaten mit „r“ wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht auf heimischen Fisch wie Karpfen und Forelle verzichten. Unsere Teichwirtinnen und Teichwirte tragen dazu bei, dass die Fischzucht als wesentlicher und traditioneller Aspekt des kulturellen Lebens in der Region erhalten bleibt.
Der Aischgrund, benannt nach dem Flüsschen Aisch, dass durch ihn mäandert, ist eines der bekanntesten Teichgebiete Deutschlands. Die Ansammlung von Fischweihern liegt inmitten der Metropolregion Nürnberg, und zwar im Städtedreieck, Nürnberg, Bamberg und Neustadt an der Aisch. Unsere Teichwirtinnen und Teichwirte: Über 7.180 Teiche mit einer Fläche von etwa 3.000 ha, die von 1.200 Teichwirten bewirtschaftet werden, gibt es hier. Die durchschnittliche Teichgröße beträgt 0,42 ha – diese sehr kleinen Teiche machen die Aischgründer Teichwirtschaft in Europa einzigartig.
Als das „Land der 1000 Teiche“ ist außerdem der Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz bekannt. Tatsächlich sind es weit mehr als 1000, nämlich rund 4500 Teiche finden sich in den Teichpfannen rund um Tirschenreuth und Wiesau. Auch diese Teichlandschaft der Metropolregion Nürnberg ist ein außergewöhnliches Erholungsgebiet für Touristen und ein Refugium für Flora und Fauna. Diese einzigartigen Kulturlandschaften können jedoch nur durch die Pflege und Bewirtschaftung der Menschen bestehen. Die Teichwirtschaft ist dabei für die Menschen ein bedeutender wirtschaftlicher und kultureller Faktor. Er prägt die reizvolle Landschaft und wesentliche Züge der gesamten Region.
In den Monaten mit „r“ wird in der Metropolregion Nürnberg Karpfen gegessen
Spätestens Ende September, dem ersten Monat nach dem Sommer mit dem Buchstaben „r“ zieht es Hungrige aus der Metropolregion Nürnberg zum Karpfenessen in die Karpfengegenden. Die Teichwirtinnen und Teichwirte haben dann das jährliche Abernten der Teiche, also das Abfischen – oft unter reger Beobachtung der heimischen Bevölkerung – vollendet und es zieht alle in die gemütlichen Wirtshäuser. Ob Karpfen blau oder gebacken, mit Pfeffer oder als Filet – der Speisefisch ist Kulturgut und wird mit Leidenschaft verzehrt. Gaststätten und Restaurants in ganz Franken und der Oberpfalz bieten die regionale Spezialität an.
Seit November 2012 ist der Aischgründer Karpfen sogar eine nach EU- Recht geschützte geographische Angabe. Er reiht sich damit ein in Spezialitäten wie Schwarzwälder Schinken, Lübecker Marzipan und Nürnberger Lebkuchen. Durch die Auszeichnung können Feinschmeckerinnen und Feinschmecker sicher sein, dass der Karpfen, den sie verzehren, tatsächlich aus dem Aischgrund stammt. Von der Beliebtheit des regionalen Speisefisches zeugt auch eine Kulinariktour, die die Metropolregion Nürnberg entwickelt hat: der „Aischgründer GenussRadweg“ gibt Radfahrenden die Möglichkeit zur Einkehr in verschieden Karpfenrestaurants und lädt ein zum Besuch ins Aischgründer Karpfenmuseum. Zum Thema Karpfen gibt es außerdem Einträge in der kulinarischen Landkarte der Metropolregion Nürnberg: die Teichwirtschaft Dietsch aus Uehlfeld etwa bietet geräuchertes Aischgründer Karpfenfilet an, die Fischzucht Jacob aus Mühlhausen berichtet stolz von Sohn Simon, der als Fischwirt tätig ist und so die Tradition bewahrt und an künftige Generationen weitergibt.
Die Römer brachten die ersten Karpfen nach Franken
Karpfenzucht in der Metropolregion Nürnberg hat nämlich eine über 1000-jährige Tradition. Es sollen die Römer gewesen sein, die den Karpfen aus dem Donauraum als wohlschmeckenden, leicht zu züchtenden Fisch mitbrachten. Heute bieten die extensiv bewirtschafteten Karpfenteiche für seltenen Tier- und Pflanzenarten wichtige Rückzugsräume. Aus dieser Fülle und Vielfalt der Gewässer leitet sich die gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Bedeutung der Fischwirtschaft für die Metropolregion Nürnberg ab.
Auch die Forellenteichwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftszweig in Bayern und damit auch der Metropolregion Nürnberg. Die regionalen Betriebe ziehen Speiseforellen und -saiblinge auf. Der überwiegende Teil der bayerischen Forellenteichwirte bietet nicht nur Rohware an, sondern veredelt seine Fische selbständig zu Räucherfischprodukten oder Fischsalaten. Ein weiteres Standbein vieler Betriebe ist die Abgabe von Satzfischen, zumeist Bachforellen, an Sportfischereivereine. Damit leisten die Teichwirte zusätzlich einen wesentlichen Beitrag zum Arterhalt in freien Gewässern.
Über den Beruf Teichwirtin und Teichwirt
Teichwirtinnen und Teichwirte erhalten den Fischbestand der Metropolregion Nürnberg und gleichzeitig unsere Kulturlandschaft. Oft sind haben die Menschen, die sich hier einsetzen, den Ausbildungsberuf der Fischwirtin beziehungsweise des Fischwirts erlernt. In der dreijährigen Ausbildung erfahren die Azubis alles rund um den Fisch und andere aquatische Nutztieren – vom Ei bis zum verzehrfertigen Produkt. Althergebrachte Techniken zum Fischfang sind genauso präsent wie moderne Vermehrungsmethoden und Aufzuchtverfahren. Voraussetzungen für die erfolgreiche Absolvierung der Ausbildung und Ausübung des Berufes sind Naturverbundenheit, Tierliebe, Ausdauer und Freude an selbständiger Arbeit. Zahlreiche Kurse und Fortbildungsveranstaltungen für Fischer, Teichwirte und Angelfischer bietet auch die Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken in ihrer Lehranstalt für Fischerei in Aufseß in der Fränkischen Schweiz an.