Unsere Bauern und Streuobstbäuerinnen
Streuobst – ein nachhaltiges und leckeres Kulturgut der Metropolregion Nürnberg.
Streuobstgärten prägen die Metropolregion Nürnberg schon seit Jahrhunderten. Nachdem das heimische Obst zugunsten des massenhaften Plantagenbaus fast verdrängt wurde, findet nun eine Rückbesinnung statt. Die umweltschonend angebauten Obstsorten überzeugen mit vollem Geschmack und gesunden Inhaltsstoffen.
Erste Obstgärten wurden auf Befehl des Königs angelegt
Historische Quellen bestätigen, dass fränkische Bauern auf Erlass Karls des Großen im 8. Jahrhundert nach Christus erstmals Obstbäume kultivierten. Um die Bevölkerung und seinen Hofstaat versorgen zu können, ordnete der König der Franken über die „Verordnung über die Krongüter“ an, dass in Höfen und rund um die Dörfer Obstgärten angelegt wurden. Gepflanzt wurden vor allem Obstbäume, Nussbäume sowie Kastanien und Maulbeerbäume. Etwas später regten auch Klosterherren und Dorfgeistliche die Bauern dazu an, kleinere Obstgärten mit ausgewählten Kultursorten um rund um ihre Höfe und Dörfer anzulegen. Zum Beispiel St. Michael in Bamberg und das Kloster Weißenohe bei Gräfenberg spezialisierten sich auf den Kirschen- und Zwetschgenanbau.
Regionales Obst und Früchte: Was bedeutet Streuobst?
„Streuobstbau“ bedeutet keinesfalls, dass die Früchte unter den Bäumen verstreut liegen. Das „streu“ bezieht sich auf die hochstämmigen Bäume: im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen stehen sie häufig „verstreut“ in der Landschaft. Ursprünglich als Lebensmittelversorger gedacht, sind Streuobstgärten heute zu einem unverwechselbaren Teil der Landschaft geworden, der die Identität der Metropolregion Nürnberg prägt. Zum Beispiel in der Fränkischen Schweiz kultivieren Streuobstbäuerinnen und Streuobstbauern neben den typischen Süßkirschen auch Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen. In einzelnen Gärten reifen außerdem Quitten, Walnüsse und Haselnüsse sowie in geschützteren Lagen manchmal auch Pfirsiche. Zur Obstblüte und auch zur Ernte zieht es die Bevölkerung – zum Einkaufen oder auch nur zum Bewundern – jedes Jahr hinaus in die ländlichen Gebiete.
Beispiele für Streuobstprodukte aus der Metropolregion Nürnberg
Unter dem Markennamen Echt Brombachsee werden Streuobstprodukte, vornehmlich Süßkirschen, die von handwerklichen Manufakturen aus der Obstregion des Brombachsees stammen, verkauft. Überwiegend ist es die Süßkirsche, aber auch Apfel, Birne, Quitte und Zwetschge, wachsen auf den gut gepflegten Hochstämmen dort. In der Region um den Hesselberg haben sich in der allfra (= alles aus Franken) Regionalmarkt Franken GmbH Obstaktivisten, darunter LandwirtInnen, Menschen aus der Gastronomie, Obstwiesenbesitzende und Vertretende von Obst- und Gartenbauvereinen zusammengeschlossen und vermarkten Streuobstprodukte unter dem Namen „Hesselberger“.
Die Streuobstgärten der Metropolregion Nürnberg bieten nicht nur eine große Menge regional produzierter Früchte, sondern fungieren auch als mehrschichtige Biotope, die einer Vielzahl von Insekten, Vögeln und seltenen Pflanzen Wohnraum bieten. Anstatt Pestizide einzusetzen, ergreifen Obstbäuerinnen und -bauern vorbeugende Maßnahmen: Sie betreiben Schädlingsbekämpfung indem sie in ihren Obstgärten ausgewählte Obstsorten geschickt kombinieren. Dadurch sind die Obstgärten der Metropolregion Nürnberg zu einem Genreservat für lokale, seltene Obstbaumsorten geworden. Im standardisierten Obst-Plantagenbau sind sie kaum noch zu finden, da sie als nicht rentabel gelten.
Maßnahmen zum Erhalt der Steuobstbestände in der Metropolregion Nürnberg
Zwischen 1952 bis 1975 wurden viele Obstbäume in Bayern und auch in der Metropolregion Nürnberg ganz bewusst gefällt, um mehr Fläche für Äcker und die Landwirtschaft zu schaffen. Erst seit Anfang der 1980er Jahre findet ein Umdenken statt. Die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaftspflege und Naturschutz aber als Kulturgut und Erwerbszweig wurde (wieder-)erkannt. Naturfreunde, Landwirtinnen und Landwirte, die öffentliche Hand sowie Keltereien setzen sich vermehrt für den Schutz und die Förderung der Streuobstbestände ein. Für Landwirtinnen und Landwirte sowie weitere Interessenten gibt es verschiedene Fortbildungs- und Weiterbildungsangebote zur Streuobstbäuerin beziehungsweise zum Streuobstbauern. So bietet die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau eine eigene Qualifizierung zum Gästeführer „Streuobsterlebnis Bayern“ an. Der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege baut eine eigene Informationsplattform zu Erhalt der Streuobstbestände auf.
„Original Regional“-Produkte aus Streuobst
Auch bei kritischen Verbrauchern findet das Streuobst auf der Metropolregion Nürnberg Anklang: neben der umweltverträglichen Anbauweise und kurzen Transportwegen überzeugen der Geschmack und die gesunden Inhaltsstoffe seltener und neuentdeckter Sorten. Aus den Erträgen der Streuobstwiesen stellen die Streuobstbauern der Metropolregion Nürnberg Fruchtsaft, Wein und Schaumwein, feine Spirituosen oder andere lokale Spezialitäten wie Fruchtkonfekt, Marmelade, Sirup und Essig her, die Sie teilweise auch über unsere Regionalkampagne „Original Regional“ beziehen können.